Darf es mal ein Dôle sein?
Der Wein ist neben den Aprikosen, den Bergen und der Rhône zweifellos eines der Wahrzeichen des Vieux-Pays. Wer der Rhône von ihrer Quelle bis zu den Ufern des Genfersees folgt, entdeckt die grosse Bandbreite unterschiedlicher Panoramen, mit denen der Kanton Wallis aufwartet. Seine Landschaften erstrecken sich von 400 Metern bis auf über 4000 Meter hinauf. Rebflächen gibt es hier überall in grosser Zahl, sowohl in der Ebene als auch an den Steilhängen. Im Vispertal finden sich Weinberge sogar bis in 1000 Metern Höhe. Aufgrund dieser unglaublichen Vielfalt an Terroirs können die Winzerinnen und Winzer eine Fülle von Spitzenweinen erzeugen. Unter den zahlreichen Spezialitäten, die im Wallis produziert werden, nimmt der Dôle inzwischen wieder eine herausragende Rolle ein.
Da er seine Beliebtheit eingebüsst hatte, wurde ihm eine Verjüngungskur verordnet, um seine einstige Spitzenposition zurückzuerobern. Zu diesem Zweck wurden 2021 die Vorgaben für den Verschnitt geändert.
Ursprünglich war der Dôle ein Verschnitt der beiden am häufigsten im Wallis anzutreffenden roten Rebsorten Pinot Noir und Gamay. Der Anteil dieser beiden Rebsorten muss nunmehr bei mindestens 51 % liegen, wobei der Pinot Noir vorherrschen muss. Zur Erzeugung des Endprodukts darf dann eine breite Auswahl an Rebsorten eingesetzt werden, die von Gamaret über Garanoir, Carminoir, Ancellotta, Diolinoir oder auch Merlot bis zu Syrah reicht.
Eine Cuvée, die wieder in Mode kommt
Vor zwei Jahren hat Swiss Wine Valais den Slogan «Ose ta Dôle» lanciert, der dieser traditionellen Cuvée ihren Status als Lieblingswein zurückgeben soll. Diese Kampagne zielt nicht auf eine bestimmte Kundenschicht ab, sondern möchte eine grosse Bandbreite an Weinliebhaberinnen und Weinliebhabern dazu verlocken, den Dôle aus dem Wallis zu kosten und zu würdigen. Die Plakate, die hier und da zu sehen sind, fallen eher einem jungen Publikum ins Auge.
Eine fast 175-Jährige Geschichte
Aufgrund dieses Verfahrens und dieser Neuerung kann der Walliser Dôle je nach Terroir und Erzeuger eine Vielzahl von Ausdrucksformen zeigen. Sein Markenzeichen? Er ist nach wie vor ein eher leichter Wein. Im Mund zeigen sich Noten roter Früchte und schön ausgewogene Tannine, insbesondere, wenn er im Eichenfass ausgebaut wurde.
Diese Verjüngungskur rückt einen Wein zurück ins Rampenlicht, der seit Jahrzehnten zum Walliser Erbe zählt. Denn er ist schlicht und ergreifend die älteste bekannte Cuvée im Kanton. Der Dôle tauchte 1850 im Wallis auf, als ein Militärkommandant mit einigen Weinreben im Gepäck aus dem französischen Jura zurückkehrte. Die Rebstöcke pflanzte er auf Familienparzellen in der Nähe von Sitten ein. Der Wein, der aus diesem Experiment hervorging, wurde nach der gleichnamigen Stadt im französischen Jura benannt, wo die Reben herstammten. Auch wenn es diesen Wein schon fast 175 Jahre lang gibt, wurde der Dôle erst in den 1950er-Jahren zu einer geschützten, ausschliesslich Walliser Bezeichnung.
Die Entwicklung dieses traditionellen Weins folgte seit jeher der Bestockung der Rebflächen und dem Geschmack der Verbraucher. Doch die Mehrzahl der Dôles sind vielseitige Weine, die sowohl von Kennern als auch von Neulingen geschätzt werden. Sie sind nicht nur ein köstlicher Aperitif, sondern munden auch als Begleiter einer Mahlzeit.
Auf dem richtigen Weg
Seit 2021 hat sich der Dôle also verjüngt und die Önologen sind freier bei der Zusammenstellung der Cuvées. Bei gut 140 Erzeugern im Kanton ist für jeden Geschmack garantiert der passende Dôle dabei. Ausserdem ist er leicht zu finden. Sie können einfach einige Flaschen direkt beim Erzeuger kaufen. Er ist aber auch in bestimmten Supermärkten erhältlich. Obwohl der Dôle hauptsächlich in der Schweiz getrunken wird, geht dieser Wein auch gerne auf Reisen. So hat die Fluglinie Swiss den Dôle des Monts auf der Karte und das Gleiche gilt für Elvetino, den Betreiber der SBB-Bordrestaurants. So können Reisende diesen für das Wallis typischen Wein im Flugzeug oder in der Bahn geniessen.
Während die Rhône ihren Weg zum Genfersee fortsetzt, geht es in den Weinbergen hoch her. Die Sommersonne hat die Weinbeeren verwöhnt. Sie sind reif für die Lese und werden anschliessend in die Keller gebracht. Dort beginnt ihre lange Reise, an deren Ende sie zu einem Wein werden, der von seinem Terroir zeugt. Wie wäre es also mal mit einem Dôle, während Sie auf einer Terrasse sitzen und das Panorama bewundern? Etwas von dieser Schönheit spiegelt sich auch in Ihrem Glas wider.
Langer Kampf für den Dôle blanche
Der Dôle Blanche ist ein Rosé, der gut mit dem warmen und sonnigen Klima des Wallis harmoniert. Dieser Wein wird aus denselben Rebsorten wie der Dôle erzeugt, wird allerdings weiss gekeltert. Es entfällt also die Hülsenmaischung. Wer einen Dôle Blanche verkostet, dem offenbaren sich Aromen von roten Früchten, roter Johannisbeere, Himbeere, Walderdbeere, Heidelbeere oder Brombeere im Mund. Weinkenner nehmen auch Noten von Mirabellen, Weinbergspfirsichen oder Zitrusfrüchten sowie milde Gewürznoten und ein Bukett alter Rosen oder Veilchen wahr. Wer ihn nicht kennt, hält ihn bisweilen für banal, doch dieser Wein ist alles andere als gewöhnlich.
Zwischen 1970 und 1980 wäre der Dôle Blanche allerdings beinahe für immer verschwunden. Ein kantonaler Beschluss wollte diese Bezeichnung für einen aus roten Rebsorten erzeugten Wein verbieten. Das Hauptargument der Behörde lautete: «Da der Dôle einhellig als Rotwein betrachtet wird, könnte die Verwendung dieser Bezeichnung für einen Weisswein beim Durchschnittsverbraucher zu Verwirrung führen.» Doch da hatte der Kanton die Rechnung ohne die Hartnäckigkeit von Riquet Devayes gemacht. Dieser selbstkelternde Weinbauer aus Leytron, der seinen ersten Dôle Blanche im Jahr 1959 vermarktet hatte, kämpfte fast zehn Jahre lang, zog bis vor das Bundesgericht und ging dort als Sieger aus diesem langen Rechtsstreit vom Platz.
Partnerschaft mit Swiss Wine Valais
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