Packaging: Auch das Äussere zählt!

Der Lebensmittelsektor spielt eine zentrale Rolle bei der Abfallvermeidung. Zu einer Zeit, in der sich die Grenzen des Recyclings zeigen, werden Initiativen ins Leben gerufen, um die Wiederverwendung zu fördern.
27 novembre 2025 La Rédaction

Ob es um Obst, Eier, verarbeitete Erzeugnisse oder Getränke geht: Die Umweltbilanz eines Produkts lässt sich nur verbessern, wenn auch über die Art der Verpackung nachgedacht wird. Zumal die Schweiz in Sachen nachhaltige Verpackungen mit 120 Kilogramm Plastikverpackungen pro Jahr und pro Person, davon ein Drittel Einwegverpackungen, äusserst schlecht abschneidet.

Auch wenn die Schweizer stolz darauf sind, in Sachen Recycling gut aufgestellt zu sein, reicht dies jedoch nicht aus, um den Trend umzukehren. Gebrauchte Materialien so zu behandeln, dass sie ein weiteres Mal genutzt werden können, ist energieintensiv, kostspielig und gar nicht so einfach. Ein Beispiel hierfür ist das Recycling von Glas. Die Glasflaschen müssen zunächst gesammelt, sortiert und die Scherben zermahlen werden. Anschliessend werden diese mehrere Stunden lang auf 1600°C erhitzt. Und um Weiss- oder Braunglas zu produzieren, muss mindestens 40 % neues Glas hinzugefügt werden. Ausserdem wurde die Glashütte in St-Prex (VD) 2024 geschlossen. Nun muss das zu recycelnde Glas ins Ausland transportiert werden. Die Lösung besteht ohne Frage darin, Glas wiederzuverwenden, statt es zu recyceln.

Die Umsetzung dieser Lösung wird noch Zeit brauchen. Die grösste Herausforderung besteht in der Einrichtung von Sammel- und Reinigungsanlagen. Das betrifft Glasflaschen und Kunststoffbehälter gleichermassen. Eine Branche muss aufgebaut und Verhaltensweisen müssen verändert werden.

Das Projekt Bottle Back wurde von den drei Waadtländer Winzerinnen Catherine Cruchon, Noémie Graff und Laura Paccot lanciert und will wiederverwendbare Weinflaschen wieder populär machen. Nach einer zweijährigen Pilotphase und 80'000 Flaschen im Umlauf haben die Mitglieder des Teams auf die wichtigsten Hindernisse hingewiesen, die es zu überwinden gilt. Zunächst müssen die Winzer davon überzeugt werden, genormte Flaschen zu verwenden. Geplant sind zwei Arten von 0,75-l-Flaschen: eine Burgunderflasche und eine Bordeauxflasche. Dann gilt es, wasserlösliche Etiketten zu entwickeln und schweizweit ein Sammelsystem einzurichten. Die nächste Etappe besteht darin, die Produktion von zwei Millionen Flaschen zu lancieren.
reCIRCLE wurde 2016 von der Berner Unternehmerin Jeannette Morath gegründet und bietet ein Sortiment von Mehrwegverpackungen an, die die Einwegverpackungen im Takeaway-Bereich ersetzen sollen. In nur zwei Jahren ist es reCIRCLE mit der Unterstützung von Gemeindeverwaltungen und Einzelhandel gelungen, 70'000 Boxen in Umlauf zu bringen, die alle in der Schweiz produziert werden. Und das Konzept wird weiter ausgebaut. Heute nutzen Netzwerke aus Händlern und Gastronomiebetrieben die Verpackungen von reCIRCLE in gut zehn Ländern Europas.
Das früher weit verbreitete Pfandsystem erlebt derzeit ein Comeback, nachdem es durch die zunehmende Verbreitung von Einwegverpackungen an Bedeutung verloren hatte. Es steht sogar im Zentrum des Geschäftsmodells einiger Unternehmen wie beispielsweise Réseau Consignes, das Winzern, Fruchtsaftproduzenten oder Brauereien eine Spülanlage zur Verfügung stellt. Das als Verein organisierte Réseau Consignes ist an mehreren regionalen Projekten im Zusammenhang mit Mehrwegverpackungen beteiligt, wie beispielsweise der 2021 vom Kanton und den Genfer Stadtwerken lancierten Genfer Initiative «J’la ramène» oder dem Waadtländer Netzwerk «Ça Vaud l’retour» (VD). Auf nationaler Ebene soll das von der Stiftung Sanu durabilitas lancierte Projekt Au REverre diese Initiativen unterstützen und die bewährten Verfahren verbreiten.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit gilt: Gemeinsam sind wir stark! Um konkrete Lösungen für das Problem der Einwegverpackungen zu finden, haben sechs Unternehmen, die auf diesem Sektor tätig sind, gemeinsam den ersten Schweizer Mehrweg-Verband gegründet. Sein Name: Swiss REuse. Dem Verband gehören Unternehmen wie die Waadtländer Brauerei Dr. Gab‘s, der Bierfasslieferant Kegsman, das Unternehmen für Reinigung und wiederverwendbare Verpackungen Réseau Consignes, reCIRCLE, Vetrum oder auch der Glasverpackungshersteller Vetropack an. Swiss REuse orientiert sich an dem, was es in den Nachbarländern bereits gibt, denn in Europa widmen sich acht nationale Verbände der Wiederverwendung von Verpackungen. Der Schweizer Verband arbeitet darauf hin, die engagierten Akteure an einen Tisch zu bringen, um über die Herausforderungen bei der Umsetzung zu sprechen und das Vorgehen aufeinander abzustimmen.
Das Unternehmen aus Siders ist seit 1984 auf die Entwicklung und Herstellung von Glasverpackungen spezialisiert und zählt auch bei der industriellen Flaschenreinigung zu den Pionieren. Nach einem Rekord von 20 Millionen gereinigten Flaschen im Jahr 2000 sind die Zahlen mit der Abkehr von Pfandflaschen gesunken. Aber Univerre möchte seine Stellung als Marktführer behalten und bringt daher seine Flaschenspülanlagen auf den neuesten Stand. Ausserdem wurden neue Pfandkisten entwickelt, um Winzern, die ihre Flaschen spülen lassen möchten, die Arbeit zu erleichtern.
Angesichts der Probleme, die durch die zunehmende Zahl von Verkaufspunkten entstehen, die unverpackte Ware anbieten, wollen Arthur Macherel, Clément Jaton, David Etienne und Gilles Magnin eine Lösung entwickeln, um den Verbrauchern das Leben zu erleichtern. Unpack mit Sitz im Kanton Freiburg ist dabei, ein Netzwerk von Partnern aufzubauen, denen sie Mehrwegverpackungen zur Verfügung stellen, die von dem Berner Unternehmen reCIRCLE entwickelt wurden. Das Angebot umfasst insbesondere Schalen für Beerenobst, wodurch die Produktion und das Recycling von Millionen von Schalen aus Karton oder Plastik vermieden werden könnten. Das Unternehmen arbeitet bereits mit mehreren landwirtschaftlichen Betrieben wie Gfeller Bio und Dicifood zusammen.
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