Lehm – eine feste Grösse
Lehmziegel
Terrabloc ist der Spezialist für Lehmziegel in der Romandie. Das Unternehmen wurde vor zehn Jahren von Laurent de Wurstemberger (Architekt) und Rodrigo Fernandez (Werkstoffingenieur) gegründet, die dem Baustoff Beton nichts mehr abgewinnen konnten. «Es ist an der Zeit, vernünftig zu werden und ökologischer zu bauen», betont der Architekt.
Die Erdblöcke werden aus erdhaltigem Aushub gepresst, entweder am Produktionsstandort oder direkt vor Ort. «Wir recyceln den Erdaushub und machen daraus im Sinne der Kreislaufwirtschaft eine nützliche Ressource.» Die Ziegel werden aus der mineralischen Schicht der Erde hergestellt. Diese wird gesiebt, zerkleinert und vermengt. Anschliessend kommt Wasser und ein wenig Zement hinzu. Die Mischung wird in Formen gefüllt und gepresst. Danach müssen die Steine etwa dreissig Tage lang trocknen.
Terrabloc macht sich diese alte, nachhaltige Technik aufgrund ihrer thermischen Eigenschaften und ihrer Fähigkeit, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren, zunutze. Die Ziegel eignen sich besonders gut für Badezimmerwände.
Stampflehm
Die Lehmstampftechnik ist eine uralte Bautechnik, die auf der ganzen Welt weit verbreitet war. In der Schweiz ist sie nie ganz verschwunden, erfreut sich aber heute wieder zunehmender Beliebtheit. Eine Stampflehmwand wird in einer Holzschalung errichtet. Die gesiebte Lehmerde wird in Schichten von 15 bis 20 cm aufgeschichtet und anschliessend mit einem Stampfer verdichtet. «Dadurch verliert sie 50 % ihres Volumens und wird sehr hart», erklärt Pascal Favre von der Firma Arbio.
Der Handwerker lernte die Stampflehmtechnik im Maghreb kennen und war begeistert von ihren nachhaltigen Eigenschaften – einer ausgezeichneten Ökobilanz – und ihrer Reparierbarkeit. «Wenn Schäden an der Wand auftreten, kann man leicht Nachbesserungen vornehmen.»
Jede Wand lässt sich aus Stampflehm errichten. Tragende Wände müssen jedoch von einem Ingenieur auf Dichtheit geprüft werden. Kleiner Nachteil: «Stampflehm ist sehr regenempfindlich. Deshalb müssen die Aussenwände gut vor Wasser geschützt werden, z. B. durch ein breites Vordach. Auch eine Isolierung gegen direkten Bodenkontakt ist notwendig», erklärt der Maurer.
Trockenspritzverfahren mit Lehm
Bei Pittet Artisans setzt man nicht nur auf Innovation, sondern auch auf den Lehmbau. Ihre Technik? Ein Trockenspritzverfahren, das die Stampflehmbauweise imitiert, indem ziemlich feine Erde mit 300 km/h gegen eine Verschalung aus Holz gespritzt wird. Dabei wird jedes Korn verdichtet, ohne dass sich im Gegensatz zum traditionellen Stampflehm einzelne Schichten abzeichnen.
Sébastien Pittet hat diese neuartige Technik auf der Suche nach innovativen Lösungen entwickelt und ist heute der einzige, der sie beherrscht. Zahlreiche Validierungstests wurden bereits durchgeführt, weitere laufen noch. «Wir haben zum Beispiel unser Firmenlager mit Spritzlehm gebaut, insbesondere die Wände und den Boden», so der Handwerker.
Das Verfahren befindet sich nun in der Industrialisierungsphase. Es ermöglicht darüber hinaus den Bau von provisorischen Böschungen, Baugrubenwänden und Trägerbohlwänden. Seine unschlagbaren Argumente, wie bei anderen Lehmbauweisen auch: Der Erdaushub wird recycelt, Wasser gespart und Chemikalien vermieden. Und das Tüpfelchen auf dem i: Spritzlehm ist nicht teurer als andere Materialien.
Lehmputz
Auch der Lehmputz erlebt in der Schweiz ein Comeback, da viele ökologischer bauen oder renovieren möchten. Lehmputz gilt als der einfachste, am wenigsten verarbeitete und atmungsaktivste Putz. «Er tut unserem Zuhause gut, indem er für ein gesünderes Raumklima sorgt», betont Steve Damond, Geschäftsführer von Terra Peinture.
Lehm kann auf alle Oberflächen aufgetragen werden, wird aber aufgrund seiner Ästhetik und seiner spezifischen Eigenschaften vor allem in Wohnräumen eingesetzt. Damit er seine Fähigkeit, Wärme abzugeben und Feuchtigkeit zu regulieren, voll entfalten kann, sollte er in einer 2 bis 3 cm dicken Schicht aufgebracht werden.
Für den Handwerker ist Lehmputz nach wie vor ein Nischenmarkt, was vielleicht daran liegt, dass er mehr Zeit zum Trocknen benötig. Oder auch daran, dass er je nach Witterung seine Farbe verändert. Steve Damond schätzt Lehmputz wegen seiner warmen und äusserst dekorativen Wirkung. Vor allem aber wegen der Energieeinsparung, die sich dank seiner thermischen Trägheit erzielen lässt.