Kultur rund um die Knolle

Die Kartoffel ist nicht nur Bestandteil unserer täglichen Esskultur, sondern auch unserer Kulturgeschichte. Die kleine Knolle wurde schon von den Inkas verehrt, bevor man sie nach Europa brachte, wo man nach anfänglicher Skepsis ihre kulinarischen Vorzüge erkannte. Als Inbegriff der Einfachheit verkörpert sie wie keine andere Pflanze die Verbundenheit mit der Erde und inspiriert seit jeher die Kunstwelt. Hier ein paar Meilensteine der Kunstgeschichte aus der Perspektive des Nachtschattengewächses.
12 septembre 2024 Clément Grandjean
© CC0 Public Domain
© Van Gogh Museum
© Trevor Good
© Ana Nuñez Rodriguez
© Sébastien Touache/Patate Club
© Valerie Geissbühler

Morceaux choisis

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De Scott Evans, «The Irish Question», um 1880, The Art Institute of Chicago

Obwohl der amerikanische Maler zahlreiche Porträts und Genreszenen schuf, ist er der Nachwelt hauptsächlich durch seine Stillleben in Trompe-l’œil-Manier in Erinnerung geblieben. Die beiden dargestellten Kartoffeln und der Titel des Gemäldes verweisen vermutlich auf die Hungersnot, die Irland Mitte des 19. Jahrhunderts heimsuchte. Damals vernichtete die Kraut- und Knollenfäule einen erheblichen Teil der Ernten und entzog einem Grossteil der irischen Bevölkerung die Lebensgrundlage.

www.artic.edu

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Vincent Van Gogh, «Die Kartoffelesser», 1885, Van Gogh Museum

Diese Darstellung eines Nachtmahls im Halbdunkel einer bäuerlichen Behausung ist das erste grosse Werk des niederländischen Malers. Es existiert in drei verschiedenen Ausführungen, die van Gogh im Vorfeld des Pariser Salons von 1885 ausführte. In einem Brief an seinen Bruder schreibt er, er habe den Gesichtern die Färbung einer «staubigen Kartoffel» geben wollen. Als wären sie aus der Erde gemacht, die sie täglich mir ihren Händen bearbeiten.

www.vangoghmuseum.nl

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Adrien Missika, «Pour Agnès», 2019

Der Konzeptkünstler Adrien Missika, der zunächst an der Lausanner Hochschule für Kunst und Design studierte, bevor er nach Berlin übersiedelte, verweist mit dieser Schatulle auf die Filmemacherin Agnès Varda, die eine besondere Vorliebe für herzförmige Kartoffeln hegte. Eine Gebrauchsanleitung begleitet das Werk: Der oder die Besitzerin muss eine herzförmige Kartoffel finden, um die Schatulle zu «aktivieren» und die Knolle  ausstellen zu dürfen. Sobald diese gekeimt hat – und noch bevor sie verfault – muss sie wieder in die Erde gebracht werden. Die Schatulle hingegen wird wieder verschlossen und wartet auf das nächste Knollenherz.

www.adrienmissika.com

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Ana Nuñez Rodriguez, «Cooking potato stories», 2020

Hinter einer Kartoffel steht für Ana Nuñez Rodriguez die Geschichte einer Knolle, die Zeit und Grenzen überwindet. Die spanisch-kolumbianische Fotografin beleuchtet die mit dem Nahrungsmittel verbundenen Vorstellungswelten unter dem Aspekt des kolonialen Erbes und zwischenmenschlicher Beziehungen.

www.ananunezrodriguez.com

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Kollektiv «The patate artbook», 2022, Éditions Exemplaire

Der Patate Club («Kartoffel-Club») ist eine Gemeinschaft aus Künstlerinnen und Künstlern, die während der Corona-Pandemie entstanden ist. Er bietet kreativen Köpfen aller Couleur die Möglichkeit, sich über Themen rund um die Berufspraxis und die Vertretung von Interessen auszutauschen. Fünfzig von ihnen, darunter namhafte Illustrierende sowie Newcomer, haben zu diesem spannenden und umfangreichen Gemeinschaftswerk beigetragen.

www.patateclub.com

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Valerie Geissbühler, «Soft matter in interwoven worlds», 2023

Was wäre, wenn die Kartoffel ein Schlüssel wäre, um unsere Beziehung zur Natur zu überdenken? So lautet die Frage, der die Fotografin Valerie Geissbühler in ihrer Diplomarbeit an der École cantonale d’art de Lausanne (ECAL) nachgeht. Die Geschichten sind ineinander verwoben, der Lebenszyklus der Kartoffel steht als Metapher für unsere menschliche Existenz.

www.valeriegeissbuehler.com

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