FarmX: das Airbnb der Landmaschinen ist ein Renner
Kostengünstig und mit nur wenigen Klicks von professioneller Agrartechnik profitieren: Ein Konzept, das 2018 von Landwirten aus dem Jura entwickelt wurde und seither viele Kollegen überzeugt. Es trägt den Namen FarmX. Die vom Bundesamt für Landwirtschaft geförderte Plattform zum Austausch von landwirtschaftlichen Maschinen verzeichnet heute mehr als 100’000 entliehene Schwader, Schleppschlauchverteiler und Striegel.
Mehr als 6000 Landwirte – etwa 10 % des Landes – nutzen die Plattform regelmässig, um die benötigten Geräte über ihr Smartphone oder ihren Computer zu reservieren. Im August hat sich FarmX mit dem Unternehmen GVS Agrar, einem der führenden Anbieter von Landtechnik, zusammengetan, um noch mehr Produzenten in der Schweiz zu erreichen.
Garantierte Transparenz
Dass ein derartiges Projekt im Jura zustande kam, ist kein Zufall. Schliesslich ist der Kanton Vorreiter bei der gemeinschaftlichen Nutzung technischer Ressourcen. Dabei orientierte er sich zum Teil an den Praktiken des französischen Nachbarlandes. Vor dem Aufkommen des Computerzeitalters verliehen die Agrarmaschinen-Genossenschaften die Geräte je nach Bedarf. Die Genossenschaft von Bourrignon (JU) hat sich mit ihren 22 Mitgliedern jedoch schnell FarmX angeschlossen.
Der ehemalige Präsident der Genossenschaft, Rémy Koller, erinnert sich, dass einige Kollegen, die an ihre Notizbücher und informellen Leihgeschäfte gewöhnt waren, erst von einer digitalen Maschinen vermietung überzeugt werden mussten. Schnell konnte FarmX aber seine Stärken unter Beweis stellen und wurde zu einem unverzichtbaren Helfer für die reibungslosen Abläufe innerhalb der Betriebe. «Diese Plattform erleichtert die Arbeit des Kassiers und administrative Aufgaben wie die Rechnungsstellung», betont der Landwirt. «Man weiss in Echtzeit und vollkommen transparent, wo sich die Maschinen gerade befinden. In manchen Betrieben im Jura besitzt der Bauer nur noch seinen eigenen Traktor. Die restliche Ausrüstung mietet man sich lieber.»
Die Halle des Maschinenrings in Bourrignon wurde kürzlich erweitert, um die vielen Geräte, die oft in zweifacher Ausführung vorhanden sind, unterzubrin-gen. Denn sobald günstige Wetterbedingungen herrschen, ist die Nachfrage meist gross. «Der Maschinenpark in der Landwirtschaft entwickelt sich rasant», fährt Rémy Koller fort. «Ein Beispiel ist die mechanische Unkrautbeseitigung. Die Normen ändern sich fortwährend, manchmal sogar alle zwei Jahre. Es ist nicht möglich, jedes Mal individuell nachzurüsten.»
Die Kosten für Maschinen steigen rasant. Damit sich diese Investitionen rentieren, müssen sie über den eigenen Betrieb hinaus sinnvoll genutzt werden.
Zudem schnellen die Kosten für die immer ausgefeilteren und effizienteren Maschinen in die Höhe. «Manche kosten über 30’000 Franken», bemerkt Michel Darbellay. Er war zum Gründungszeitpunkt von FarmX als Direktor von AgriJura tätig. «Um die Kosten dieser Investitionen zu minimieren, müssen sie über die Nachbarschaft hinaus breiter genutzt werden. Mit der Einführung dieser Plattform wollten wir ein Umdenken in Bezug auf den Verleih von Werkzeugen anstossen. Das ist uns ganz offensichtlich gelungen!»
So funktioniert’s
FarmX ist eine einfache Lösung, die allen zugänglich ist und über eine App oder online über ein Smartphone, einen PC oder ein Tablet genutzt werden kann. Nach der Registrierung auf der Plattform können Nutzer ihre Maschinen inserieren, Mietbedingungen festlegen, Nutzungspläne verwalten, Daten eingeben und Abrechnungen vornehmen. Ab fünf tatsächlich entliehenen Maschinen wird zudem ein Mengenrabatt gewährt.
Auch im Ausland gefragt
Heute wird die Plattform sowohl in der Romandie als auch im Tessin und in der Deutschschweiz genutzt, wo ebenfalls Maschinenringe – sie bilden das Gegenstück zu den Agrarmaschinen-Genossenschaften (CUMA) – existieren. «Wir merken, dass dieser Dienst einer echten Nachfrage entspricht. Wir möchten das System ständig weiterentwickeln und freuen uns über jedes Feedback von Landwirten oder Vereinigungen», betont der derzeitige Direktor von AgriJura, François Monin. «Dank der Partnerschaft mit dem Importunternehmen GVS Agrar, zu dem unter anderem die Marke Hadorn gehört, konnte sich FarmX weiterentwickeln. Die Kooperation mit diesen fachkundigen Partnern ist eine Anerkennung für den hohen Nutzen dieses Dienstes in der Schweiz.»
Langfristig hofft Monin, dass sich weitere Kunden der Plattform anschliessen und es sich zur Gewohnheit machen, Maschinen zu mieten, anstatt sie zu kaufen. François Monin hat jedoch noch grössere Pläne. «Diese Plattform könnte auch im Ausland, insbesondere in Frankreich, Fuss fassen», verkündet er. «Wir müssen noch einige rechtliche und versicherungstechnische Fragen klären. Aber unser System ist effizient und stösst bereits über die Landesgrenzen hinaus auf Interesse.»
Weitere Infos : farmx.ch