Ecorobotix: Unkrautbekämpfung mit Ultrapräzision
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein herkömmliches Spritzgerät, das am Heck eines Traktors befestigt ist. Bei näherer Betrachtung erkennt man jedoch Kameras, Sensoren und eine Reihe von Düsen, die wie ein unsichtbares Orchester surren. Auf den Chicoréefeldern von Penthéréaz freut sich Lionel Fasel: «Es sieht so aus, als würde ich einen Computer hinter meinem Traktor herziehen.» Der 27-jährige Landwirt leitet gemeinsam mit seinem Vater Christian und seinem Bruder Maxime die Firma Fasel travaux agricoles SA. Er gehörte zu den Ersten in der Westschweiz, die die ARA Präzisions-Feldspritze einsetzte. Sie ist ein Produkt von Ecorobotix, einem Scale-up-Unternehmen mit Sitz in Yverdon-les-Bains.
ARA basiert auf dem einfachen Prinzip «Erkennen, entscheiden, agieren». Die integrierten Kameras scannen den Boden und die KI-gestützte Computersoftware kann Nutzpflanzen von Unkräutern unterscheiden. Anschliessend gibt jede Düse genau an der gewünschten Stelle eine mikrofeine Sprühnebelmenge des Pflanzenschutzmittels ab. «Das spart enorm viel Zeit und vor allem jede Menge Spritzmittel», erklärt Lionel Fasel. Auf seinen Feldern konnte er den Verbrauch von 200 auf 20 Liter pro Hektar reduzieren.
Die digitale Waffe gegen Blacken
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zwei Wochen nach dem Einsatz welken die Blacken und Disteln, während der Chicorée unbeschadet weiterwächst. «Von Hand würden wir einen ganzen Tag brauchen, um eine Wiese zu säubern. Mit ARA hingegen reicht eine halbe Stunde und es wird zehnmal weniger Produkt benötigt», fährt der junge Landwirt fort. Durch die hohe Präzision von 6 x 6 Zentimetern werden benachbarte Pflanzen nicht beeinträchtigt und die Sprühdrift um 95 % reduziert.
Von Hand würden wir einen ganzen Tag brauchen, um eine Wiese zu säubern. Mit ARA hingegen reicht eine halbe Stunde.
Da Herbizide zunehmend reguliert werden, ist diese Technologie sehr attraktiv. Weniger Pestizide bedeuten weniger Risiken für die Bodengesundheit, mehr Biodiversität und eine Landwirtschaft, die den Erwartungen der Gesellschaft entspricht. Ecorobotix hebt diesen Punkt hervor: Seine Feldspritze ist eine technologische Innovation und ein Werkzeug, um landwirtschaftliche Betriebe mit den Umweltvorschriften von morgen in Einklang zu bringen.
So funktioniert’s
Das Sprühgerät besteht aus drei identischen Modulen, die jeweils mit zwei Sensoren ausgestattet sind. Diese messen die Tiefe und erfassen die zu behandelnde Pflanze. Insgesamt 156 Düsen arbeiten zielgenau mit einer Präzision von 6 cm. An der Traktorfront ermöglicht ein Doppeltanksystem mit einem Fassungsvermögen von 200 bzw. 500 Litern die direkte Anmischung des Spritzmittels auf dem Feld. Das System wird über die Zapfwelle elektrisch angetrieben und per Tablet gesteuert.
Geballte Technologie
Die sechs Meter breite Maschine bearbeitet Tag und Nacht bis zu vier Hektar pro Stunde. Ihre drei Module sind mit insgesamt 156 Spritzdüsen ausgestattet, die zentimetergenau arbeiten. Das System funktioniert auch bei Wind, da Schutzplanen den Spritzvorgang abschirmen. Über ein Tablet wählt der Landwirt die betreffende Nutzpflanze und die Behandlungsmethode aus. Der Rest passt sich automatisch an die Geschwindigkeit und die Bewegungen des Traktors an.
Jeder Arbeitsgang reichert die Datenbank des Unternehmens an. «Damit ARA eine neue Nutzpflanze erkennt, benötigen wir Zehntausende Bilder», erklärt Isabelle Aeschlimann von Ecorobotix. Dank Deep Learning wird der Algorithmus im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert. Die Maschine kann bereits unter anderem Raps, Rüben, Spinat, Salat, Bohnen und Zwiebeln sowie den Durchwuchs von Kartoffeln in verschiedenen Kulturen verarbeiten.
Bleibt noch die Kostenfrage. Je nach Ausstattung kostet die Maschine zwischen 150’000 und 200’000 Franken. Zu teuer? «Die Investition amortisiert sich innerhalb von zwei bis vier Jahren, je nach Grösse des Betriebs», versichert Ecorobotix. In einigen Kantonen wird die Finanzierung durch Subventionen erleichtert. Für Lionel Fasel geht die Rechnung auf: «Natürlich ist es teurer als eine herkömmliche Behandlung, aber die Präzision und die Reduzierung von Betriebsmitteln gleichen das aus.»
Die Unkrautbekämpfung der Zukunft ?
Der Waadtländer Landwirt Lionel Fasel ist überzeugt: «Für mich ist das die Zukunft. Wir alle wissen, dass wir nicht dauerhaft Spritzmittel in grossem Stil einsetzen können. Mit ARA sichern wir unsere Erträge, schonen die Umwelt und sparen Zeit.» Diese Ansicht teilen immer mehr junge Landwirte, die für ökologische Themen sensibilisiert sind, aber auch den wirtschaftlichen Gegebenheiten pragmatisch gegenüberstehen.
Die Präzisionsunkrautbekämpfung von Ecorobotix ist keine technologische Spielerei, sondern eine neue Art, die Beziehung zwischen Mensch, Maschine und Feld zu betrachten. Ein Weg zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft, ohne auf Leistung zu verzichten.
Weitere Infos : ecorobotix.com