Die Labore der Zukunft der Landwirtschaft

Von Freiburg bis Zürich testen, begleiten und verbreiten Kompetenzzentren Innovationen, mit denen die Verfahren weiterentwickelt werden sollen. Ein Überblick.
27 novembre 2025 La Rédaction

In der Schweiz beruhen nachhaltige Innovationen in der Landwirtschaft nicht nur auf Landwirten oder Start-ups, sondern auch auf einem soliden institutionellen Ökosystem. Forschungszentren, Hochschulen, Innovationszentren und Cluster fördern die angewandte Forschung, den Technologietransfer und die Ausbildung. Diese Akteure arbeiten sowohl untereinander als auch mit Behörden, Unternehmen und Endverbrauchern zusammen. Sie wollen konkrete Lösungen entwickeln.

Hierzu zählen die Optimierung des Düngemittel- bzw. Pestizideinsatzes, Precision Farming, kurze Transportwege, ökologische Landwirtschaft, Verwertung von Nebenprodukten oder auch Anbau alpiner Pflanzen. Dieses institutionelle Gefüge fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und geht zentrale Herausforderungen unserer Zeit an. Diese reichen vom Klimawandel über die Erhaltung der Artenvielfalt bis hin zur Ernährungssicherheit. Es umfasst Technologieplattformen, Zentren, die KMU bei Innovationen unterstützen, Universitäten, die spezialisierte Ausbildungsgänge anbieten, und Think Tanks, die Debatten anregen und die öffentliche Politik beeinflussen.

Der damit verbundene Synergieeffekt ist entscheidend, damit Innovationen vom Stadium des Prototyps zur Markteinführung gelangen. Gleichzeitig wird gewährleistet, dass diese Innovationen nicht nur effizient sind, sondern auch von der Gesellschaft akzeptiert werden, nachhaltig finanziert sind und an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden. In der Schweiz sind diese Einrichtungen sowohl Katalysatoren für Versuche als auch Mediatoren zwischen der akademischen Welt, der Landwirtschaft und den Endverbrauchern.

AgriCo präsentiert sich als Campus, der ausschliesslich auf Innovationen im Bereich Nahrungsmittelproduktion spezialisiert ist. Er wurde als Ort für Experimente unter realen Bedingungen konzipiert und hier finden sich Labore, landwirtschaftliche Flächen sowie Industriegebiete. Ziel ist, Forschung, Unternehmen und Produktion zusammenzubringen und so die Entwicklung nachhaltiger Lösungen zu fördern. Langfristig sollen hier über 1600 Arbeitsplätze entstehen und der Standort soll sich zu einem führenden nationalen Zentrum entwickeln.
Agropôle mit Sitz im Kanton Waadt vereint Akteure der Agrar- und Lebensmittelbranche, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, nämlich die Förderung von Innovationen und Synergieeffekten. Hierzu zählen bahnbrechende Start-ups, aber auch etablierte Unternehmen und Forscher. Hier sind mehrere symbolträchtige Projekte wie etwa ecoRobotix oder CleanGreens entstanden.
Agroscope ist das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung und an drei Standorten vertreten. Es liefert die wissenschaftlichen Grundlagen, die für eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und ökologische Schweizer Landwirtschaft benötigt werden. Mit seiner Forschungsarbeit unterstützt es Innovationen bei der Produktion von Pflanzen, Tieren und Lebensmitteln im Dienst der Betriebe und der nationalen Agrarpolitik.
Die Fachhochschule in Changins ist ein Schweizer Kompetenzzentrum für Ausbildung, Forschung und Entwicklung in den Bereichen Weinbau und Önologie. Hier werden die künftigen Önologen und Winzer ausgebildet. Die Einrichtung verfügt über einen Versuchsweinberg und Labore und betreibt angewandte Forschung zum Thema nachhaltiger Weinbau, resistente Rebsorten und innovative Weinbereitungsverfahren.
Der 2015 gegründete Cluster Food & Nutrition vernetzt über 150 Mitglieder aus Industrie, Forschung und dem öffentlichen Sektor. Diese Plattform soll Kooperationsprojekte beschleunigen und den Wissenstransfer in der Agrar- und Lebensmittelindustrie fördern. Über Workshops, Schulungen und Networking-Services unterstützt der Cluster Innovationen und fördert nachhaltige Lösungen. Für einen Sektor im steten Wandel wirkt er wie ein Katalysator. Hier wurden Projekte wie Innoserre (zur Energieoptimierung von Gemüsebaubetrieben) oder Champidor (Champignons mit hohem Vitamin-D-Gehalt) lanciert.
Diese unabhängige Plattform treibt die Debatte über die Zukunft der Ernährung in der grössten Stadt der Schweiz an. Das Forum bringt Produzenten, verarbeitende Betriebe, Gastronomen, Vereine und Verbraucher zusammen, fördert ein faires und nachhaltiges Ernährungssystem und bringt Zivilgesellschaft und Entscheidungsträger einander näher.
Die Forschungsinstitute für biologischen Landbau (FiBL) sind unabhängige Organisationen mit Sitz in mehreren europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Frankreich, Ungarn und der Schweiz), die sich der Entwicklung des Potenzials des ökologischen Landbaus widmen. Ihre angewandten Forschungsprojekte und praktischen Kurse decken alle Aspekte der landwirtschaftlichen Produktion ab – von der Bodenbearbeitung bis zur Tiergesundheit.
Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen gehört zur Berner Fachhochschule (BFH) und kombiniert Lehre mit angewandter Forschung. Sie bildet den Nachwuchs in den Bereichen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft aus und entwickelt gleichzeitig Projekte zu Produktionssystemen, Nachhaltigkeit und Klimaanpassung.
Die Hochschule für Landwirtschaft, Technik und Architektur (HEPIA) in Genf bildet Agronomen, Landschaftsarchitekten oder auch Fachleute im Bereich Verwaltung und Nutzung des Naturerbes aus. Sie ist auf dem Gebiet der angewandten Forschung aktiv und entwickelt innovative Projekte in den Bereichen Umwelt, Landwirtschaft und Städtebau. Ihre Aufgabe besteht darin, Wissenschaft, Praxis und Nachhaltigkeit im Interesse der Region miteinander zu verbinden.
Innerhalb der HES-SO zeichnet sich der Standort im Wallis durch seine Aktivitäten im Bereich der angewandten Forschung und Innovation in Verbindung mit dem Alpenraum aus. Die Teams arbeiten dort insbesondere an der Erschliessung lokaler Ressourcen, an der Berglandwirtschaft und kurzen Transportwegen. Dank ihrer spezialisierten Labore und der Zusammenarbeit mit regionalen KMU trägt die HES-SO Wallis zur Entwicklung passgenauer Lösungen für die alpine Wirtschaft bei.
PhytoArk widmet sich der Verwertung von Alpenpflanzen und den daraus hergestellten Produkten. Dieser in der Schweiz einzigartige Technologiestandort bietet Unternehmen und Instituten die notwendige Infrastruktur, um natürliche Inhaltsstoffe zu Produkten mit hoher Wertschöpfung zu verarbeiten. PhytoArk ist wie ein Sprungbrett für die Entwicklung zur Serienreife, indem es Wissenschaft und Markt zusammenbringt. Dank dieser Infrastrukturen konnte 2018 das Unternehmen Spiruline-Valais lanciert werden, das Spirulina «made in Wallis» produziert.
Das 2011 an der ETH Zürich lancierte World Food System Center vereint gut fünfzig Forschungsgruppen, die sich den grossen globalen Herausforderungen in Sachen Ernährung widmen. Ernährungssicherheit, Nährstoffversorgung, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit bilden die Hauptschwerpunkte. Dieses internationale akademische Zentrum organisiert Summer Schools, entwickelt Schulungsprogramme und fördert den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ist eine der grössten spezialisierten Hochschulen des Landes. Mit ihrem Institut für angewandte Naturwissenschaften betreibt sie Forschungen in den Bereichen biologische Landwirtschaft, Weinbau, Agrarökologie oder auch regenerative Landwirtschaft.
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