Cllia: der virtuelle Schlüssel für Direktvertrieb 2.0
Cllia, was im Waadtländer Dialekt «Schlüssel» bedeutet, ist der Name einer cleveren Lösung, die bereits in einigen Westschweizer Selbstbedienungsläden zum Einsatz kommt und von zwei Waadtländern entwickelt wurde.
Ihr Anliegen? Sie möchten den Zugang zu Self-Service-Verkaufsstellen besser verwalten und sichern, insbesondere um Diebstähle zu vermeiden. Hinter dem Projekt stehen die seit Kindertagen befreundeten Steven Oulevay und Sylvain Favre, die im Norden des Kantons Waadt aufgewachsen sind. Sie verbindet die Leidenschaft für regionale Produkte.
Die Entstehung von Cllia
Die Geschichte von Cllia beginnt im Jahr 2018, als vier Freunde, darunter Steven und Sylvain, die «Petite Épicerie» gründen, einen neuartigen Selbstbedienungsladen, der Produzenten und Verbraucher durch den Einsatz moderner Technologie zusammenbringt. Sieben Jahre später betreiben die vier Unternehmer ein Netzwerk aus 14 Verkaufsstellen in der Romandie. Darüber hinaus ist die Eröffnung von rund fünfzig weiterer Filialen in Planung. «Vor diesem Hintergrund ergab sich die Frage nach der Zugangssicherung der Verkaufsstellen. Mit der Zeit kamen Ladeninhaber mit der Bitte auf uns zu, ihnen eine Zugangskontrolllösung zur Diebstahlsicherung zur Verfügung zu stellen. So entschieden wir uns, Cllia ins Leben zu rufen», erklärt Sylvain Favre.
Einfach und zuverlässig
Die beiden Unternehmer sind sich sofort einig: Sie wollen eine Plug-and-Play-Lösung, die zuverlässig, einfach zu installieren und mit den gängigen Türsystemen kompatibel ist. Ihr Projekt stösst sofort auf positive Resonanz: Im Jahr 2024 erhalten sie ein Stipendium der «Stiftung für Technologie und Innovation» (FIT) in Höhe von 20’000 Franken. Daraufhin stellen sie ein multidisziplinäres Team zusammen, das einen virtuellen Schlüssel konzipiert.
So funktioniert’s
Der Benutzer scannt den QR-Code mit seinem Smartphone. Die App überprüft sofort, ob er über die erforderliche Zugangsberechtigung verfügt. Ist dies der Fall, wird auf dem Smartphone ein einmaliger, temporärer und verschlüsselter Zugangscode generiert. Der Benutzer hält diesen vor die Kamera des Kontrollgeräts, das ihn entschlüsselt. So lässt sich feststellen, wer wann einen Zugang für welche Tür generiert hat. Nach erfolgreicher Überprüfung öffnet sich die Tür, der Zugang wird registriert und ist für den Betreiber nachvollziehbar.
Dieser Schlüssel besteht aus zwei Komponenten, die nur in Kombination funktionieren: einem physischen Gehäuse, das an der Verkaufsstelle installiert wird, aber nicht mit dem Internet verbunden ist. «Wir wollten auf eine Internetverbindung verzichten, da dies eine ziemlich aufwendige Infrastruktur erfordert hätte, die wir den Besitzern nicht zumuten wollten. Ausserdem liegen die häufigsten Probleme dieser Systeme in der Netzwerkverbindung», begründet Steven Oulevay.
Die Diebstähle haben mich dazu bewogen, Cllia zu installieren. Ich war kurz davor, meinen Laden zu schliessen.
Das zweite Element ist eine mobile Anwendung, mit der die Kunden eigenständig ein Konto erstellen können. Bei der Einrichtung des Kontos sorgen verschiedene Kontrollmechanismen dafür, dass es sich um ein echtes Nutzerprofil handelt und nicht um ein gefälschtes. Anschliessend überprüft die Anwendung, ob die Person, die den Laden betreten möchte, über eine Zugangsberechtigung verfügt. «Es ist also die App, die sich über das Smartphone mit dem Internet verbindet, und nicht die Box», betont Sylvain Favre. Die Betreiber der Verkaufsstellen müssen also nichts weiter tun, um die Konten zu validieren.
Rückverfolgbarkeit mit der App
Das Sicherheitssystem gewährleistet eine lückenlose Rückverfolgbarkeit, da jeder generierte QR-Code mit einem Zeitstempel versehen und gespeichert wird. So lässt sich feststellen, wer wann einen Zugang für welche Tür generiert hat. Falls nötig, kann so ein Betrüger ausfindig gemacht werden. Dieses Argument hat Frédérique Challandes schliesslich überzeugt. Sie betreibt einen Self-Service-Laden in Valangin bei Neuenburg. «Die Diebstähle haben mich dazu bewogen, Cllia zu installieren. Ich war kurz davor, meinen Laden zu schliessen», erklärt sie.
Mithilfe der App kann die Geschäftsführerin nun jederzeit sehen, wer zu welcher Uhrzeit das Geschäft betreten hat. «Seit es die App gibt, habe ich weniger Sorgen und fühle mich sicherer», sagt sie. Über die App können Betreiber auch die Öffnungszeiten ihrer Verkaufsstelle festlegen oder den Zugang eines Benutzers sperren. Das System kann zudem mit Akkus betrieben werden und ist somit auch für Selbstbedienungshäuschen geeignet, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind.
Cllia wurde für eine Vielzahl von Einsatzzwecken entwickelt. «Unser Hauptanliegen waren Selbstbedienungsläden, aber unsere Lösung eignet sich ebenso für Gebäudeeingänge, Technik- und Gemeinschaftsräume oder Sportanlagen. Darüber hinaus bieten wir gesicherte Kühlschränke für Unternehmen an», fasst Steven abschliessend zusammen.
Weitere Infos : cllia.app
