Cleantech: vier Westschweizer start-ups im Fokus

Die Bedeutung der Schweiz in der Welt nachhaltiger Technologien steht im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Grösse. Im Zuge der Energiewende könnte unser Land dank seiner dynamischen Start-ups und Institutionen eine zentrale Rolle spielen.
1 mai 2025 Clément Grandjean
© Softcar
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Evolium Technologies: Ein zweites Leben für Akkus

Evolium Technologies mit Sitz in Sitten (VS) erfindet den Lebenszyklus von Lithium-Ionen-Akkus neu. Angesichts der ökologischen Herausforderungen durch alte Akkus, insbesondere jene aus dem Bereich Mikromobilität, also aus E-Velos und E-Scootern, setzt das Unternehmen eher auf Upcycling als auf traditionelles Recycling. Mithilfe von Roboter technologie testet Evolium die Zellen, um ihre Leistung zu beurteilen, und baut sie zu neuen, modularen und reparaturfähigen Speichereinheiten zusammen. Mit diesen lässt sich zuhause Solarstrom
speichern.

Dieses Verfahren verringert den Rohstoffabbau, reduziert die Menge an Produkten, die zerstört werden, obwohl sie noch funktionstüchtig sind, und verlängert die Lebensdauer von Lithium-Ionen-Akkus. Es ist somit eine lokale und verantwortungsvolle Alternative angesichts der aktuellen Herausforderungen im Energiebereich. Evolium geht noch einen Schritt weiter und bietet ein innovatives Geschäftsmodell an. Während die herkömmlichen stationären
Akkus langfristig ihre Stromspeicherfähigkeit einbüssen, beruht das Konzept des Walliser Start-ups auf einem Abo-System. Dabei wird die Kapazität der Akkus langfristig gewährleistet und die Anschaf fungskosten werden signifikant gesenkt. So wird die Akzeptanz wiederverwendeter Akkus verbessert.

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Solaxess: Unsichtbare Photovoltaik

Weisse oder farbige Solarmodule, einheitlich und ohne sichtbare Komponenten? Solaxess macht dies möglich. Das 2015 von Sébastien Eberhard und Olivier Gavillet in Neuenburg gegründete Start up entwickelt und vertreibt eine spezielle Nanotechnologiefolie. Wenn sie bei der Produktion von Photovoltaikmodulen zum Einsatz kommt, wird die Herstellung farbiger Photovoltaikmodule ermöglicht, die sich einfach und unauf fällig in die Gebäudehülle integrieren lassen. So können Dächer und Fassaden zur Stromerzeugung genutzt werden, ohne die Ästhetik zu stören.

Die Solaxess-Technologie ermöglicht die optimale Reflexion der sichtbaren Energie. So wird die Farbe erzeugt und gleichzeitig die übertragene Energie maximiert. Daher erscheinen die Module mit blossem Auge betrachtet als absolut weiss oder farbig und bieten zugleich ein optimales Verhältnis von Design und Leistung. Die Innovation des Neuenburger Unternehmens, das eng mit dem Neuenburger CSEM zusammenarbeitet, hat ihm zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. So gewann es 2018 den Prix SUD, mit dem Start-ups ausgezeichnet werden, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzen.

Die unauffälligen und effizienten Module von Solaxess finden sich inzwischen auf der ganzen Welt. Die Leistung eines terrakottafarbenen Moduls – ein Farbton, der die Integration auf Dächern erleichtert – erreicht 85 bis 90% der Leistung einer traditionellen Anlage. Dieser Erfolg zeigt, dass die Neuenburger mit der Erfindung eines Produkts, das Bauelement und Energiequelle zugleich ist, einen Volltreffer gelandet haben. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten.

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Kitro: Eine smarte Waage gegen Lebensmittelverschwendung

Kitro wurde 2017 von Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann gegründet. Beide sind Absolventinnen der Hotelfachschule Lausanne. Kitro nimmt die Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie ins Visier. Das Start-up hat eine KI-basierte Lösung entwickelt, um die Erfassung und Analyse von Lebensmittelabfällen in gewerblichen Küchen zu automatisieren. Das System besteht aus einer Waage, die mit einer Kamera und einer speziellen Software ausgestattet ist. Mithilfe von KI werden die weggeworfenen Lebensmittel erfasst und registriert.

Mit diesen Daten können die Restaurants und Hotels, darunter zahlreiche Palace-Hotels, aber auch Grossküchen von Pflegeheimen, Universitäten usw. ihre Lebensmittelabfälle exakt quantifizieren. So lassen sich die Bereiche identifizieren, die zu verbessern sind, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die Essensreste wurden um 30 bis 60 % reduziert.

Durch die Kombination von Technologie und Expertise bietet die von Kitro entwickelte Lösung gewerblichen Küchen ein konkretes und wirkungsvolles Instrument, um die Lebensmit
telverschwendung zu reduzieren, Einsparungen zu erzielen und den ökologischen Fussabdruck der Einrichtung zu minimieren. Und dabei wird der wahre Wert von Lebensmitteln wieder geschätzt.

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Softcar: Ein Fliegengewicht für eine klimaneutrale Mobilität

Sein sympathisches Aussehen und seine farbenfrohe Silhouette sind vielleicht ein Vorgeschmack darauf, wie die individuelle Mobilität der Zukunft aussehen wird. Mit einem absolut innovativen Konzept erfindet Softcar die Mobilität in der Stadt neu. Das von Jean-Luc Thuliez gegründete Freiburger Start-up hat gerade ein ultraleichtes E-Auto auf den Markt gebracht. Es wurde so konzipiert, dass seine Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden. Das Geheimnis? Ein Fahrgestell aus recyceltem Aluminium und eine Polymer-Karosserie. Die Karosserie wird in einem einzigen Teil geformt, ist austauschbar und wiegt lediglich 60 kg.

Dadurch beträgt das Gesamtgewicht des Fahrzeugs nur 630 kg. Daraus resultiert ein geringer Verbrauch von 8 kWh/100 km und eine Reichweite von 200 km. Mit einem erdgasbetriebenen Reichweitenverlängerer lässt sich diese auf 400 km erhöhen. Doch die Vereinfachung geht noch weiter, denn für die Softcar-Montage werden lediglich 1800 Teile benötigt. Im Vergleich: Bei einem herkömmlichen Fahrzeug sind es an die 45 000 Teile.

Doch Softcar beschränkt sich nicht auf die Herstellung eines sauberen, wandlungsfähigen Fahrzeugs. Das Unternehmen denkt auch die Art der Produktion neu! Vergessen Sie riesige Fabriken, die die Umwelt belasten. Stattdessen setzt Softcar auf lokale Mikrofabriken. Durch dieses dezentrale Modell werden die mit dem Transport verbundenen CO2-Emissionen gesenkt und die Kreislaufwirtschaft gefördert.

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