CleanGreens Solutions: luftige Wurzeln, gesunde Pflanzen
Was wäre, wenn Salat mit freiliegenden Wurzeln einfach besser gedeiht? Genau das verspricht die Aeroponik: eine Technik des bodenlosen Anbaus, die nicht nur erhebliche Wassereinsparungen ermöglicht und Gesundheitsrisiken reduziert, sondern auch ganz ohne Pestizide auskommt. Vor einigen Jahren beschloss CleanGreens Solutions, diese Technik zu «revolutionieren», indem es ein eigenes System entwickelte, mit dem sich Salate und Kräuter das ganze Jahr über pestizidfrei im Gewächshaus anbauen lassen. Hinter seinem Geschäftsmodell steht eine einfache Erkenntnis: In der Schweiz können Kräuter und Salate nur in der warmen Jahreszeit auf dem Feld angebaut werden. Den Rest des Jahres werden die Regale der Supermärkte mit Importwaren gefüllt. «Die Idee ist es, Gemüsebauern die Möglichkeit zu bieten, 365 Tage im Jahr Blattgemüse anzubauen und die Verbraucher das ganze Jahr über mit lokalen Produkten zu versorgen», erklärt Martina Denti, Business Developer bei CleanGreens Solutions.
Ein Pionier in Genf
Jeremy Blondin, Geschäftsführer der Do-maine des Mattines in Perly bei Genf, ist von der Produktivitätssteigerung überzeugt, die ihm diese hochautomatisierte Lösung ermöglicht. Er war der Erste, der das Greenova-System in der Schweiz installierte. In dem 500 Quadratmeter grossen modernisierten Gewächshaus kann er Kräuter und rund 60’000 Salate pro Jahr produzieren, also zehnmal so viel wie im herkömmlichen Gemüseanbau. Die Pflanzen wachsen auf grossen weissen Platten, die mit Löchern versehen sind. Sie wurden auf Substrat «gepflanzt». Unter den Platten hängen ihre Wurzeln in der Luft und werden in regelmässigen Abständen von einem mobilen Bewässerungsroboter benetzt. Dieser versprüht eine Nährlösung auf Wasserbasis, die mit Mineralien und wichtigen Nährstoffen angereichert ist.
Für die Produktion von einem Kilo Salat verbrauchen wir weniger als 10 Liter Wasser – im Vergleich zu 200 Litern im Freiland.
Weniger Wasser
Das System arbeitet in einem geschlossenen Kreislauf: Die überschüssige Nährlösung fliesst an den Wurzeln entlang, wird in Behältern aufgefangen, gefiltert, desinfiziert und wieder in das System zurückgeführt. Im Vergleich zum Freiland-anbau ermöglicht diese Technik eine Wassereinsparung von bis zu 96 %. «Wir haben berechnet, dass für ein Kilo Salat im Freiland etwa 200 Liter Wasser benötigt werden, während wir hier weniger als zehn Liter für die gleiche Menge verbrauchen. Das liegt nicht daran, dass der Salat weniger Wasser benötigt, sondern daran, dass wir das gesamte in das System eingespeiste Wasser wiederverwenden», schwärmt Jeremy Blondin.
So funktioniert’s
Die von CleanGreens Solutions entwickelte Aeroponik-Anlage besticht durch ihre Flexibilität. Anstelle feststehender Düsen unter den Anbaureihen kommt ein mobiler Bewässerungsroboter zum Einsatz. Er benetzt die Wurzeln nach festgelegten Parametern (Häufigkeit, Menge usw.), die über eine App programmiert werden können. Das System des Start-ups ist in der Lage, eine Anbaufläche von bis zu 12,8 m Breite und 80 bis 90 m Länge zu bearbeiten.
Ein weiterer positiver Aspekt: Die Aeroponik verringert den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln. Das Geheimnis liegt in der Sauerstoffzirkulation. In einem Gewächshaus kann das Klima gesteuert und der Druck durch Pilzkrankheiten reduziert werden. Dafür sind jedoch geeignete Salatsorten erforderlich. «Wenn wir eingreifen müssen, verwenden wir Produkte, die vom FiBL zertifiziert sind.» Der Gemüseproduzent hat festgestellt, dass die Salate, die er heute anbaut, grösser und von besserer Qualität sind als diejenigen, die er früher mittels Hydrokultur gezüchtet hat. Bei dieser Methode des Hors-sol-Anbaus baden die Wurzeln der Pflanzen in einer flüssigen Nährlösung. «Der einzige Wermutstropfen ist, dass sich die verbesserte Qualität unserer Salate nicht im Preis niederschlägt», bedauert er. Der aeroponische Anbau kann nämlich nicht als biologisch zertifiziert werden, da das Bio-Label nur den Anbau von Gemüse im Freiland zulässt. Und bei der Aeroponik fällt die Erde weg …
Neue Absatzmärkte
Das Unternehmen ist nicht nur in der Schweiz, sondern auch in mehreren an-deren Ländern (u. a. in Frankreich und Deutschland) vertreten. Sein System überzeugt sogar unter extremen Klimabedingungen, so auch im Nahen Osten. Dort konnte eine 7500 Quadratmeter grosse Pilotanlage den Betreiber GreenLife – einen wichtigen Akteur des inno-vativen Landbaus in Kuwait – überzeugen. Um die Ernährungssicherheit in der Region zu verbessern und den Wasser- und Landverbrauch im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft drastisch zu reduzieren, soll das wegweisende Projekt sogar um zusätzliche 16’500 Quadratmeter erweitert werden. CleanGreens kann sich nun zurecht damit rühmen, die Technologie für das derzeit grösste aeroponische Gewächshaus der Welt bereitgestellt zu haben.
Weitere Infos: mattines.ch;
cleangreens-aeroponics.com