Bienenzucht: Imkerei im Digitalzeitalter

Die Bienenbestände sind heute zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt. Daher setzt man in der Schweiz auf Innovation. Digitale Hilfsmittel, genetische Selektion und nachhaltige Techniken eröffnen der Imkerei neue Möglichkeiten.
27 novembre 2025 La Rédaction

Die Schweizer Imkerei blickt auf eine lange Tradition zurück, steht heute jedoch vor grossen Herausforderungen. Hierzu zählen der Klimawandel, der Rückgang der Artenvielfalt, Schädlingsbefall und die Notwendigkeit, die Arbeitspraktiken an die moderne Agrarlandschaft anzupassen.

Um diese Hürden zu meistern, ergänzen neue technologische und wissenschaftliche Ansätze das Know-how der Bienenzüchter. Sie sollen dazu beitragen, die Gesundheit der Bienenvölker besser zu verstehen, Verluste zu reduzieren und die für die Landwirtschaft und die Ökosysteme entscheidende Bestäubung sicherzustellen. Digitale Hilfsmittel zur Erfassung und Analyse von Daten in Echtzeit, neue Verfahren zur Auswahl widerstandsfähigerer Zuchtlinien oder technische Systeme zur Schädlingsbekämpfung ohne den Einsatz von Chemikalien … Die aktuellen Innovationen sind vielschichtig. Sie verknüpfen angewandte Forschung, Kooperationen zwischen Start-ups, Imkern und Kompetenzzentren und haben eines gemein: Sie sind allesamt praxiserprobt.

Dabei geht es nicht primär um Effizienz, sondern vielmehr um die Förderung einer nachhaltigeren Bienenzucht, die sich am Wohlergehen der Tiere und dem ökologischen Gleichgewicht orientiert. Die Schweiz erweist sich als fruchtbares Versuchsfeld für diese neuen Ansätze, da sie das fachliche Know-how der Züchter, wissenschaftliche Gründlichkeit und unternehmerische Kreativität vereint.

Sie kennen das Babyfon, aber kennen Sie auch das BeePhone? Das von dem Berner Imker Dominik Zosso entwickelte Gerät wird im Inneren des Bienenstocks angebracht und sammelt Daten zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie Signale, die auf eine bevorstehende Schwarmbildung hindeuten. Sobald die mit künstlicher Intelligenz gesteuerten Sensoren ein bestimmtes Ereignis erfassen, erhält der Imker eine Push-Benachrichtigung. Dies verhindert unnötige Eingriffe, was wiederum den Stress für die Bienen reduziert. Das Projekt geht aber noch weiter: Mithilfe der BeeSmart-App kann man obendrein den Zustand seiner Bienenstöcke per Webcam kontrollieren, einen Schwarm einem Imker in der Region melden, der ihn einfängt, oder sich Verkaufsstellen für handwerklich hergestellten Honig anzeigen lassen.
CitizenBees installiert und verwaltet städtische Bienenstöcke auf den Dächern von Unternehmen, Schulen und öffentlichen Einrichtungen. Jeder Bienenstock ist mit Sensoren ausgestattet, die den Gesundheitszustand der Bienenvölker in Echtzeit überwachen. Die Daten werden auf einer digitalen Plattform gesammelt, auf die Imker und Forscher zugreifen können, um die Entwicklung der Bienenstöcke zu verfolgen und bei Bedarf einzugreifen. Zudem bietet CitizenBees Sensibilisierungsmodule, Live-Videos aus den Bienenstöcken und pädagogische Animationen, um der Öffentlichkeit die Welt der Bienen näherzubringen.
HiveWatch ist eine der fortschrittlichsten digitalen Lösungen zur Überwachung von Bienenstöcken. Das Konzept basiert auf einem System aus Sensoren und einer Stockwaage mit intelligenten Algorithmen, die die Aktivität des Bienenvolks kontinuierlich erfassen. Die direkt an den Bienenstöcken installierten Geräte messen Gewicht, Temperatur, Feuchtigkeit und Innengeräusche. So können Imker den Verlust einer Königin, ein mögliches Ausschwärmen, ein geschwächtes Volk oder sogar einen Bienenstockdiebstahl schnell erkennen. HiveWatch reduziert somit unnötige Kontrollgänge, verringert den Stress für die Bienen und verbessert so die Überlebenschancen des Volks. Die Lösung richtet sich in erster Linie an professionelle und semiprofessionelle Bienenzüchter, ist aber auch für landwirtschaftliche Organisationen und Forschende interessant.
PrimalBee revolutioniert die Imkerei mit einem thermodynamischen Bienenstock, der von der Natur inspiriert ist. Das von den beiden Tessiner Ingenieuren und Imkern Alessandro Gamberoni und Gianmario Riganti entwickelte, patentierte Design aus recycelbarem Polystyrol sorgt für eine ideale Temperatur und Luftfeuchtigkeit, reduziert den Stress für die Bienen und begrenzt Krankheiten. Dank dieses stabilen Mikroklimas sind die Bienenvölker produktiver und die Winterverluste gehen zurück. Die energieeffiziente und benutzerfreundliche Neuentwicklung hat sich weltweit bewährt – von Alaska bis Australien.
Vatorex hat sich auf die natürliche und innovative Bekämpfung von Varroamilben spezialisiert. Diese Parasiten sind die grössten Feinde europäischer Bienenstöcke. Sie schwächen die Völker und machen sie anfälliger für Viren. Anstelle chemischer Behandlungen hat Vatorex eine Technologie zur thermischen Bekämpfung entwickelt. Das Prinzip: Die Brutzellen werden vorübergehend auf eine Temperatur erhitzt, die leicht über der Normaltemperatur liegt. Dadurch werden die Milben abgetötet, ohne die Bienenlarven zu schädigen. Das System lässt sich direkt in die Bienenstockrahmen integrieren, die mit Heizelementen ausgestattet sind und von einer intelligenten Steuerung geregelt werden. So kann der Imker alle Bienen seines Stocks kontinuierlich behandeln, ohne Rückstände zu hinterlassen oder die Insekten zu stören. Im Gegensatz zu wiederholten chemischen Behandlungen hat diese Methode den Vorteil, dass sie keine Resistenzen beim Parasiten hervorruft.
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